Heidelberg: Vertreibung aus dem Paradies

Prof. Dr. Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museum, war unser Vortragender beim März-Meeting. Bild: Rothe

Wunderbarer Vortrag, großer Glanz und eine traurige Geschichte

Prof. Dr. Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museums Heidelberg und Honorarprofessor am Historischen Institut der Heidelberger Universität, ist einer der besten Kenner der Heidelberger Geschichte. In einem kurzweiligen und lebendigen Vortrag skizzierte er die wechselvolle Geschichte der Pfälzer Kurfürsten. Sie waren mächtige Regenten im Heiligen Römischen Reich und nahmen hinter dem Kaiser die führende Stellung im Kurkolleg ein. Das Heidelberger Schloss wurde daher immer stärker ausgebaut: mit wehrhaften Festungsanlagen ebenso wie prächtigen Palästen, die mit kostbaren Tapisserien, Kunst und Sammlungen ausgestattet waren.

Der Konflikt zwischen Kaiser und Pfälzer Kurfürsten begann 1557, als die Kurfürsten den protestantischen Glauben als Landesreligion einführten und sich um 1600 als Führer der Protestantischen Union gegen den katholischen Kaiser in Wien stellten. Durch falsche Beratung nahm Kurfürst Friedrich V. die Böhmische Königskrone gegen Willen des Kaisers an, wodurch der Dreißigjährige Krieg ausgelöst wurde. Er musste mit seiner Frau, der englischen Königstochter Elizabeth Stuart, und den Kindern fliehen und lebte ab dann im Exil in den Niederlanden.

Die Kurwürde war verloren und die Kurpfalz wurde zum grausigen Schauplatz des Dreißigjährigen Krieges: über 70% der Bevölkerung starben oder flüchteten. Wenn man nun die Residenz Heidelberg vor Kriegsbeginn betrachtet, erkennt man die prächtigste Phase der Residenz mit der bedeutenden Universität, dem herrlichen Hortus Palatinus, den prächtigen Palästen samt Hoftheater und bedeutenden Sammlungen wie der „Bibliotheca Palatina". Den Verlust all dessen muss man wahrhaft als eine „Vertreibung aus dem Paradies" bezeichnen.